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Alte Fotografenregeln

In diesem Beitrag möchte ich kurz auf einige bekannte oder weniger bekannte Faustregeln der Fotografie eingehen, die sich im Lauf der Zeit herausgebildet und bewährt haben.

Zuerst die Bekannteste:

"Wenn Sonne lacht, nimm Blende 8...

IMG_5479 ... (und 1/125)." Diese Regel ist vor allem im deutschsprachigen Raum verbreitet und jeder, der fotobegeisterte Verwandte oder Bekannte hat, hat sie sicherlich schon einmal gehört. Sie ist leicht zu merken und gerade heraus. Der Bemerkung in Klammern "und 1/125" bedeutet nichts anderes, als dass man bei sonnigem Wetter eine Verschlusszeit von 1/125 Sekunde oder schneller wählen sollte, damit die Bilder nicht überbelichtet sind.

Freihandregel

Die Freihandregel gibt Aufschluss darüber, wie lange man höchstens belichten darf, ohne das Bild zu verwackeln. Die längstmögliche Verschlusszeit ergibt sich dabei folgendermaßen:

(Verschlusszeit = \frac{1}{Brennweite * Cropfaktor})

Als Brennweite setzt man die aktuell am Objektiv eingestellte Brennweite, gerechnet auf das Kleinbildformat ("Vollformat" bei digitalen Spiegelreflexkameras).

Verwendet man einen kleineren Sensor, muss man zusätzlich den Cropfaktor einberechnen. Für Spiegelreflexkameras der Einsteiger- und Mittelklasse mit APS-C-Sensor beträgt der Cropfaktor 1,6, für andere Sensorgrößen kann man den Cropfaktor HIER ablesen oder beim Hersteller erfahren. Besitzer eine Vollformatkamera können für den Cropfaktor 1 einsetzen oder ihn außer Acht lassen.

Hier noch eine kleine Beispielrechnung für meine Canon EOS 550D mit APS-C-Sensor und 70mm-Objektiv:

(Verschlusszeit = \frac{1}{70mm * 1,6})

(Verschlusszeit = \frac{1}{112mm})

Da man die Verschlusszeiten nicht frei wählen kann, sondern in Stufen setzt, wählt man die nächst schnellere Verschlusszeit, in diesem Fall (\frac{1}{125}) Sekunde.

Looney 11 rule

IMG_3062 In der englischen Wikipedia habe ich die "Looney 11 rule" gefunden. Sie dient zur Abschätzung der Verschlusszeit bei Blende f11 und eine frei gewählten ISO-Empfindlichkeit. Sie besagt:

"For astronomical photos of the moon's surface, set aperture to f/11 and shutter speed to the [reciprocal of the] ISO film speed [or ISO setting]."

(Also ungefähr: "Bei astronomischen Fotos der Mondoberfläche setzt man die Blende auf f/11 und die Verschlusszeit auf den Kehrwert der ISO-Empfindlichkeit.")

(Quelle)

Will man also mit ISO 100 fotografieren, ergibt sich mit Blende f/11 eine Verschlusszeit von (\frac{1}{100}) Sekunde.

Sunny 16 rule

IMG_6431Eine ähnliche Regel gibt es auch für das Fotografieren an sonnigen Tagen: die "Sunny 16 rule". Sie funktioniert ähnlich wie die "Looney 11 rule" und besagt:

"On a sunny day set aperture to f/16 and shutter speed to the [reciprocal of the] ISO film speed [or ISO setting] for a subject in direct sunlight."

(Also ungefähr: "An sonnigen Tagen fotografiert man direkt angestrahlte Objekte mit Blende f/16 und einer Verschlusszeit, die dem Kehrwert der ISO-Empfindlichkeit entspricht.")

(Quelle)

Will man also mit ISO 100 fotografieren, ergibt sich mit Blende f/16 eine Verschlusszeit von (\frac{1}{100}) Sekunde.

Hinweis:

Das Öffnen der Blende um eine GANZE Blendenstufe (also drei Drittelblendenstufen) lässt genau DOPPELT so viel Licht durch die Linse. Für die gleiche Belichtung bei weiter geöffneter Blende muss man die Verschlusszeit drei Drittelstufen verkürzen.

Diese Einstellungen beispielsweise führen zu gleich belichteten Bildern:

  • Blende f/5.6, Verschlusszeit 1/125 Sekunde, ISO 100
  • Blende f/4.0, Verschlusszeit 1/250 Sekunde, ISO 100

Damit kann man die meisten dieser Faustregeln seinen eigenen Bedürfnissen anpassen.

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