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Datensicherung für Fotografen

Die traurige Wahrheit gleich vorweg: Datenträger sind nicht unfehlbar. Festplatten sind nicht unfehlbar, SD-Karten sind nicht unfehlbar, optische Datenträger wie CDs, DVDs, BluRays etc. sowieso nicht und selbst Magnetbandspeicher wie LTO-Tapes halten nicht ewig. Headcrashes, ausgefallene Controller, beschädigte Dateisysteme, langsam verrottende Metalloxidschichten und Entmagnetisierung machen den Speichern zu schaffen und verursachen den sogenannten "bit rot", also willkürlich "verrottende" Bits, die irgendwann dazu führen, dass eine Datei nicht mehr lesbar ist. Wer digital fotografiert, für den sind seine Fotos aber nicht nur schöne Erinnerungen, sondern oft genug auch ihr Kapital. Grund genug, sich einmal genauer über Datensicherung Gedanken zu machen. Ich werde wieder versuchen, alles so zu erklären, dass auch Nicht-Techniker mitkommen und so die Möglichkeit bekommen, eine eigene Datensicherung umzusetzen. Für Fragen stehe ich aber gerne in den Kommentaren oder auf Twitter zur Verfügung.

 

Hard disk head crash
Headcrash bei einer Festplatte (Foto: Heinrich Pniok alias Alchemist-hp (www.pse-mendelejew.de) (Own work) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons)

Hardware

Zuerst wollen wir uns die Möglichkeiten der Hardware einmal ansehen. Je nach Größe des Geldbeutels, Backup-Strategie und persönlicher Vorliebe hat man hier mehrere Möglichkeiten:

Interne Festplatten

Wenn im heimischen PC noch Einschübe frei sind und das Mainboard des Computers noch über entsprechende Steckplätze verfügt, kann man sich einfach beim Elektronikhändlers seines Vertrauens eine neue Festplatte kaufen. Diese schraubt man sich in das PC-Gehäuse, schließt Daten- und Stromkabel an, erstellt eine neue Partition (für die Linux-User: mountet die Festplatte an einen beliebigen Mountpunkt), formatiert sie und schon kann es los gehen. Wer sich nicht scheut, die Seitenverkleidung seines Computers zu öffnen und ein paar Schrauben einzuschrauben, für den ist eine neue interne Festplatte eine preisgünstige Möglichkeit, freien Speicherplatz für die Datensicherung zur Verfügung zu stellen.

Externe Festplatten

Sollte das PC-Gehäuse schon voll sein, alle Anschlüsse schon belegt sind oder man ganz einfach ein Notebook benutzen, dann sind interne Festplatten keine Option. Stattdessen kann man sich die entsprechende Technik im eigenen Gehäuse auch als externe Lösung kaufen und per USB, eSATA, Firewire, Thunderbolt etc. an den Rechner anschließen. Der PC wird die Festplatte dann in den meisten Fällen automatisch als Laufwerk zur Verfügung stellen, so dass man bequem darauf zugreifen kann.

Externe Festplatten sind in allen möglichen Größen, Speichervolumina und Schnittstellen erhältlich, so dass jeder das richtige Modell für sich finden kann. Sie haben jedoch den Nachteil, dass sie meist mehr bewegt werden oder auch zu selten verwendet werden und deshalb meist eher ausfallen als eine interne Festplatte. Außerdem gehen die Kabelanschlüsse oft schnell kaputt, so dass eine externe Festplatte schnell mehr Kummer verursachen kann, als sie Vorteile bringt. Dazu kommt, dass durch ihre einfache Ausführung die mögliche Speichergröße auf das Volumen einer einzigen Festplatte (derzeit bis zu 4TB) begrenzt ist.

NAS-Systeme

Wer gehobene Ansprüche an seine Datensicherung stellt, sollte die Anschaffung eines Network Attached Storage (NAS, engl. für "Speicherlösung mit Netzwerkanschluss") erwägen. Darunter versteht man im Heimbereich Geräte mit zwei bis fünf Festplatten, die in einem eigenen Gehäuse verbaut sind und als separates Gerät an den heimischen Internetrouter angeschlossen werden. Dadurch kann jeder Computer, jedes Notebook und jedes Mobilgerät im Netzwerk auf die Daten in diesem Gerät zugreifen. Die Festplatten sichern sich dabei wahlweise gegenseitig gegen Ausfälle ab, so dass auch bei einem Defekt einer einzelnen Festplatte im Gerät keine unmittelbare Gefahr für die Daten besteht. Diese Geräte sind jedoch durch die Mehrfachausführung ("Redundanz") und die zusätzliche Technik auch teurer als einzelne Festplatten. Dafür bieten sie gesteigerte Sicherheit, hohe Zugriffsgeschwindigkeiten auch für mehrere Teilnehmer und große Speichergrößen bis zu derzeit ca. 16TB. Außerdem sind die Daten immer zugreifbar, unabhängig davon, ob gerade ein bestimmter PC läuft.

 

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Festplatten in einem professionellen Speichersystem

 

Webspace / Cloud / ownCloud / ...

Sofern man ein paar Gigabyte Webspace sein Eigen nennt, kann man natürlich immer auch seine Daten außerhalb lagern. Entweder lädt man dafür die Daten klassisch per FTP-Client (File Transfer Protocol, engl. für "Dateiübertragungsprotokoll") hoch oder nutzt einen der zahlreichen Clouddienste wie Tresorit oder Dropbox (bitte unbedingt verschlüsseln!). Meist ist hier zwar der Speicherplatz ziemlich eingeschränkt, kann jedoch für ein paar Euros im Monat erweitert werden.

IT-affinere Menschen können auf ihrem Webspace auch ownCloud installieren. Das ist eine freie Software ("frei" sowohl wie in "freie Rede" als auch wie in "Freibier"), die wie andere kommerzielle Anbieter Clouddienste zur Verfügung stellt. So kann man in erster Linie seine eigenen Dateien hochladen, aber auch Kontakte, Kalendereinträge, Memos und Anderes in der Cloud speichern, ohne den Nachrichtendiensten den Zugriff darauf zu einfach zu machen.

Bei allen Cloudlösungen gilt, dass man einen Highspeed-Internetanschluss sein Eigen nennen sollte, damit die Dateiübertragungen einigermaßen schnell vor sich gehen.

 

Software

Für diejenigen, die Adobe Photoshop Lightroom einsetzen, gibt es immerhin eine gute Nachricht: Lightroom sichert wöchentlich den Bilderkatalog und schreibt eine komplette Kopie auf die Festplatte. Sollte der aktuelle Katalog also einen Defekt erleiden, kann man immerhin den Stand von vor einer Woche wiederherstellen. Damit ist immerhin ein Schritt in die richtige Richtung getan. Die gesicherten Kataloge kann man dann auf einem separaten Speichermedium sichern.

NAS-Systeme bringen oft eigene Softwarelösungen zum Erstellen von Sicherungen mit. Diese haben den Vorteil, dass sie bereits auf die Hardware zugeschnitten sind und oft Zusatzfunktionen mitbringen.

Auch die Hersteller der meisten aktuellen Betriebssysteme bringen von Haus aus Werkzeuge zur Datensicherung mit. Ab Windows 7 gibt es das Werkzeug "Sichern und Wiederherstellen" in der Systemsteuerung, mit dem man regelmäßige Sicherungen auf separate Medien planen kann, Mac OS X bietet Sicherungen per Time Machine und unter Linux kann man einfache Sicherungen schon mit rsync und Cron planen.

Wem diese Optionen nicht zusagen, für den gibt es im Internet zahlreiche freie und kommerzielle Backuplösungen.

Sicherungskonzepte

Egal für welche Backup-Strateegie man sich jedoch entscheidet, es müssen letztendlich immer mindestens zwei Kopien der zu sichernden Daten entstehen. Es reicht also nicht, die Daten zu sichern und dann vom Originaldatenträger zu löschen.

Full Backup

Bei einem Full Backup (engl. für "Vollsicherung") wird per se alles gesichert, was sich in einem bestimmten Speicherbereich (z. B. ein Laufwerk, eine Partition, ein Ordner, ...) befindet. Dabei wird nicht berücksichtigt, wie alt eine bestimmte Datei in diesem Speicherbereich ist oder wie oft sie schon gesichert wurde. Entsprechend groß ist auch der Speicherbedarf für solche Sicherungen. Dafür kann man aber sicher sein, dass alle Daten in Sicherheit sind.

FullBackupSchema

Incremental Backup

Incremental Backups (engl. für "inkrementelle Sicherung") können nicht für sich allein funktionieren. Um ein inkrementelles Backup durchzuführen, muss es bereits ein Full Backup geben. Von diesem Full Backup aus prüft man, welche der gesicherten Dateien sich seit der Sicherung geändert haben, und sichert nur diese Dateien (oder sogar nur Dateiteile). Die folgenden inkrementellen Backups sichern dann jeweils nur die Änderungen seit dem vorhergehenden inkrementellen Backup. Mittels geeigneter Software kann man später das Full Backup und die inkrementellen Backups wieder zusammensetzen, um Dateien oder ganze Ordner wieder herzustellen oder einfach Platz zu sparen. Dazu braucht man aber zwingend ALLE inkrementellen Backups, weil nur alle zusammen wieder einen konsistenten Zustand ergeben.

InkBackupSchema

Differential Backup

Differential Backups (engl. für "differenzielle Sicherung") funktionieren so ähnlich wie inkrementelle Backups. Man sichert zuerst ein Full Backup und macht nach einiger Zeit ein differenzielles Backup. Dieses Backup enthält wieder nur die Änderungen seit dem Full Backup. Alle folgenden differenziellen Backups bilden jedoch nicht die Änderungen seit dem vorhergehenden differenziellen Backup ab, sondern alle Änderungen seit dem letzten Full Backup. Dadurch vergrößert sich zwar der Speicherbedarf, weil mit jedem differenziellen Backup alle Änderungen seit dem letzten Full Backup gespeichert werden müssen, dafür sind aber für eine Wiederherstellung nur das Full Backup und genau ein differenzielles Backup nötig.

DiffBackupSchema

Wie hält man die Datenmenge klein?

Je nach verfolgter Backup-Strategie kann das Datenvolumen schnell bedrohlich anwachsen und das Sicherungslaufwerk füllen. Außerdem dauert die Sicherung natürlich auch länger, je mehr Daten gesichert werden müssen. Daher sollte man sich ggf. darüber Gedanken machen, wie man die zu sichernde Datenmenge möglichst klein hält.

So könnte man beispielsweise nur bestimmte Dateitypen in die Sicherung einschließen. Dafür bieten sich die digitalen Negative an. Außerdem ist es unter Umständen ratsam, nur die Dateien zu sichern, die man auch bearbeitet hat, und alle aussortierten Dateien nicht mit zu sichern. Das DNG-Format, das ich bereits in Kleine Formatlehre und  in RAW – oder “Warum sich der zusätzliche Aufwand digitaler Negative lohnt” beschrieben hatte, bringt von sich aus bereits ZIP-Kompression mit, so dass die Dateigrößen sich im Rahmen halten, und auch PNG- oder TIFF-Dateien kann man mit verlustfreier Kompression abspeichern. Einen zusätzlichen Vorteil bieten die in DNG eingebauten Prüfsummen, mit denen man jederzeit prüfen kann, ob die Datei vielleicht beschädigt wurde.Einige Backup-Programme bieten zusätzlich auch an, das komplette Backup zu komprimieren. Kompression spart zwar einerseits einigen Speicherplatz, macht aber die Daten immer auch anfälliger für Beschädigungen, weil dann ganze Blöcke von Bytes von der Beschädigung betroffen sind.

Was ist KEIN Backup?

Es gibt einige Technologien, die landläufig oft als Backup-Möglichkeiten aufgeführt werden, aber eigentlich kein Backup darstellen. Auch wenn sie durchaus die Sicherheit erhöhen können und daher ihre Berechtigung haben, können sie ein echtes Backup NICHT ersetzen.

Die bekannteste dieser Technologien ist sicherlich RAID (Redundant Array of Independent Disks, engl. für "Redundante Anordnung unabhängiger Festplatten"). Dabei werden mehrere Festplatten zu einem Verbund zusammengeschlossen und die Daten zusammen mit künstlicher Redundanz über alle beteiligten Festplatten verteilt. Damit können zwar wirkungsvoll Hardwareausfälle abgefangen werden, weil aus den verbleibenden Festplatten die Daten rekonstruiert werden können; Schäden am Dateisystem oder die versehentliche Löschung einer Datei kann aber auch RAID nicht verhindern.

Ähnlich verhält es sich mit synchronisierten Ordnern: die Dateien in diesen Ordnern liegen zwar mehrfach vor, Beschädigungen oder Löschungen werden aber gnadenlos über alle Kopien repliziert.

Digitale Negative sichern für Paranoide

Die oben beschriebenen Methoden mögen für die üblichen Sicherheitsbedürfnisse von Privatpersonen oder auch Kleinunternehmern ausreichen. Anwender mit einem höheren Sicherheitsbedürfnis können aber noch weiter gehenden Aufwand treiben, um die Sicherheit der eigenen Daten zu erhöhen.

Zuerst einmal reichen zwei Kopien nicht aus, um im Fehlerfall automatisiert festzustellen, welche Datei beschädigt und welche intakt ist. Dazu benötigt man immer mindestens drei Kopien, so dass es immer eine Mehrheit an korrekten Dateien gibt. Wenn man will, kann man sich dafür zwei NAS-Systeme anschaffen, von denen man z. B. eines im Ladengeschäft neben den Router und eines zu Hause aufstellt und, eine schnelle Internetverbindung vorausgesetzt, die Daten "off-site", also geographisch von den Produktivdaten getrennt, aufbewahrt.

Auch die Auswahl der Dateiformate hat Einfluss auf die Datensicherheit. DNGs, die digitalen Negative nach Adobe-Spezifikation, besitzen interne Speicherfelder ("Attribute") für Prüfsummen, mit denen man die Unversehrtheit der Rohdaten überprüfen kann. Diese Attribute heißen "RawImageDigest" und "OriginalRawFileDigest" und enthalten MD5-Prüfsummen zu den DNG-Rohbilddaten bzw. den Rohbilddaten aus der proprietären RAW-Datei (Näheres in der Spezifikation auf Seite 62ff.). Sollte entweder die Prüfsumme oder aber der Datenteil (oder auch beide) beschädigt werden, dann passt die gespeicherte Prüfsumme nicht mehr zur frisch Berechneten und man sieht sofort, dass etwas nicht stimmt. Dann sollte die Datei aus einer Sicherung wiederhergestellt werden. Software wie Lightroom würde die Prüfsummen beim Öffnen der Dateien überprüfen, aber mit dem Perl-Modul Image::ExifTool kann man, Programmierkenntnisse vorausgesetzt, direkt auf die Prüfsummen zugreifen und sich so automatisierte und maßgeschneiderte Lösungen selbst bauen.

Die internen DNG-Prüfsummen decken ausschließlich den Rohdatenteil der Datei ab. Was aber, wenn man die Integrität der ganzen Datei überprüfen oder Dateien ablegen will, die keine Prüfsummen unterstützen? In diesem Fall hat man zwei Möglichkeiten. Bevorzugt sollte man ein Dateisystem einsetzen, das regelmäßig Prüfsummen mitführt und überprüft, wenn die Systemlast es zulässt. Hier empfiehlt sich ZFS, das unter anderem vom BSD-basierten Betriebssystem FreeNAS unterstützt wird. Steht einem diese Option nicht zur Verfügung kann man sich, auch hier Programmierkenntnisse vorausgesetzt, mit ein wenig Mühe auch selbst behelfen. Dazu schreibt man ein Perl-Script, das über alle zu sichernden Dateien ordnerweise die Prüfsummen berechnet und diese zeilenweise nach dem Muster "Dateiname.ext md5summe" in eine separate Datei schreibt. Diese Prüfsummendatei wird zusammen mit den eigentlichen Nutzdaten gesichert. Will man die Dateiintegrität prüfen, liest man einfach die Prüfsummendatei zeilenweise wieder aus und überprüft für jede Datei die Prüfsummen.

Die errechneten Prüfsummen sollten in jedem Fall regelmäßig geprüft werden, um Ausfälle frühzeitig zu erkennen. Prüft man zu selten, bemerkt man womöglich den drohenden Datenverlust nicht, bis es zu spät ist. Prüft man jedoch zu häufig, belastet man die Speichermedien unnötig und treibt die Systemlast in die Höhe. Hier muss jeder für sich eine geeignete Balance finden. Langzeitarchivierungsprojekte gehen derzeit von Prüfintervallen zwischen einem und sechs Monaten aus.

 

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LTO-Magnetbänder und Bandroboter in einer professionellen Tape Library

 

Komplettkonzept

Zum Abschluss möchte ich ein kleines Backupkonzept vorstellen, wie ich es in meiner eigenen Umgebung demnächst umsetzen möchte. Ich arbeite hier mit einem Desktop-PC und einem Netbook in einem 100MBit-Ethernet-Netzwerk. Der Desktop-PC hält derzeit alle Fotos gemeinsam auf der gleichen Partition in einem Ordner mit Unterordnern, die über ihren Dateinamen nach dem Datum sortiert sind. Die darunter liegende Festplatte ist 3TB groß und momentan noch relativ neu, so dass sich die Angst vor Datenverlusten momentan fahrlässigerweise noch in Grenzen hält. Ich habe außerdem noch eine zweite Festplatte mit einer Partition, die alle meine Fotos fassen könnte. Über das Netzwerk könnte ich die Daten außerdem auch auf einem NAS-Gerät speichern, das ich aber noch nicht besitze.

Der erste Schritt wäre also, die geplante Backup-Partition frei zu räumen und über das Windows-Sicherungswerkzeug ein monatliches Vollbackup (im Sinne von "immer nach 30 Tagen") meines Fotoverzeichnisses auf diese Partition einzurichten. Bei meinem Datenaufkommen sollte ein häufigeres Vollbackup nicht nötig sein.

Im zweiten Schritt würde ich, um Speicherplatz zu sparen, ein inkrementelles Backup einrichten, das beispielsweise alle 3 Tage läuft.

BackupKonzept

Außerdem wäre im dritten Schritt natürlich noch der Lightroom-Katalog zu sichern, der auf einer dritten Partition liegt und von Lightroom selbst schon regelmäßig gesichert wird. Da dieser Katalog relativ klein ist, würde ich hier ein wöchentliches Vollbackup der aktuellen Katalogdatei und der von Lightroom gesicherten Vorgängerversion einrichten.

Wenn man ein NAS oder einen zweiten PC mit ausreichend Speicher zur Verfügung hat, kann man jetzt noch für mehr Sicherheit das Backup auf das NAS kopieren.

Der letzte Schritt ist, sein Backup auch zu testen. Unter IT-Fachleuten kursiert der Spruch: "Ein Backup nützt dir gar nichts, wenn der Restore nicht klappt.". Das heißt, dass man natürlich sichergehen sollte, dass die Datenwiederherstellung so funktioniert, wie man sie ursprünglich geplant hat. Dazu kann man einfach einen kleinen Teil der Daten aus dem Backup in einen temporären Ordner wiederherstellen und überprüfen, ob alles gut gegangen ist.

Fazit

Sicher gibt es einiges, das man beim Thema Datensicherung falsch machen kann. Der größte Fehler wäre jedoch, gar nicht erst anzufangen.

Kleine Formatlehre

Wie ich in 'RAW – oder “Warum sich der zusätzliche Aufwand digitaler Negative lohnt”' schon berichtet habe, entschließt man sich mit dem Kauf einer Kamera auch für das herstellerspezifische RAW-Format. Darüber hinaus gibt es aber noch weitere Optionen, auf die ich kurz eingehen möchte.

RAW - die "klassische" RAW-Datei

Eine RAW-Datei enthält Folgendes:

  • Header: der einleitende "Kopf" der Datei (Endianness (also ob die Bytes in der Datei von links nach rechts oder anders herum ausgewertet werden), File identifier (ein besonderes Zeichen, das die Datei als RAW-Datei ausweist), Offset zum Datenbereich (Anzahl der Bytes, die noch kommen, bevor der Bereich mit den Sensordaten beginnt))
  • Sensormetadaten: Daten, die die Eigenschaften des Sensors näher beschreiben (Sensorgröße, Eigenschaften des Farbfilters vor dem Sensor, Farbprofil des Sensors)
  • Bildmetadaten: Daten, die die Eigenschaften des Bildes näher beschreiben (Aufnahmedatum, Kameramodell, Seriennummer, Blendenzahl, Belichtungszeit, Brennweite, ISO, Blitzauslösung, Farbtiefe pro Farbkanal (rot, grün, blau), Farbraum, Über-/Unterbelichtung in Drittelblendenschritten, Belichtungsmessmethode, Weißabgleich, Geodaten/GPS-Position, Autoreninformationen zum Copyright und noch viele andere mehr), oft intern im gebräuchlichen EXIF-Format abgelegt
  • Miniaturvorschaubild
  • Ansichtsbild im JPEG-Format zur schnellen Vorschau (optional)
  • Sensordaten: die eigentlichen Bildinformationen in einem sensorspezifischen, nicht öffentlich spezifizierten Format

DNG - Adobe Digital Negative

Zum Einen gibt es das DNG-Format (Adobe Digital Negative), das 2004 von Adobe spezifiziert wurde und auf dem TIFF/EP-Standard (ISO 12234-2) basiert. Es sollte als Austauschformat für digitale Negative die herstellerspezifischen Formate ersetzen. Inzwischen unterstützen einige Programme die Konvertierung nach DNG und auch einige Kamerahersteller bieten wahlweise die Speicherung digitaler Negative als DNG in den Kameraoptionen an. Die flächendeckende Unterstützung, insbesondere auch durch die Marktführer Canon und Nikon, ist jedoch bisher ausgeblieben. DNG ist durch seine offene Spezifikation leicht nachimplementierbar, portabler und unabhängig von den Bayer-Sensoren, jedoch selten vollständig implementiert. DNG durchläuft derzeit die ISO-Standardisierung und wird voraussichtlich als TIFF/EP-Erweiterung Teil des Standards werden. Der geringe Umfang des Spezifikationstextes von gerade einmal 101 Seiten spricht für eine klare, unkomplizierte Spezifikation.

Die Verwendung von DNG hat jedoch einen entscheidenden, meiner Meinung nach alles überstrahlenden Vorteil: durch seine offene und vergleichsweise einfache Spezifikation ist es langzeitarchivierbar und kann den ständigen Wandel der Formate in der digitalen Welt überstehen. Wie es frühere Generationen schon mit Fotoplatten, Fotonegativen, Fotopositiven und ausbelichtetem Fotopapier getan haben, können damit auch elektronische Digitalfotos über Jahrzehnten oder vielleicht sogar Jahrhunderte bewahrt und verfügbar gehalten werden. Die herstellerspezifischen RAW-Formate werden dagegen aussterben, sobald sich ein Hersteller entschließt, sie nicht länger zu unterstützen.

TIFF - Tagged Image File Format

Mein Kollege @Art1Pirat und ich haben uns beruflich ausgiebig mit dem TIFF-Format beschäftigt. Er hat das Dateiformat einmal komplett analysiert und auch untersucht, inwiefern man beschädigte TIFF-Dateien reparieren kann. Für nähere Informationen verweise ich deswegen auf sein Blog.

TIFF ist in der Lage, Bilddaten auch mit 12 oder 14 Bit Farbtiefe unter Annahme eines vorläufigen Weißpunktes abzuspeichern, und ist deshalb als Austauschformat zwischen RAW-Convertern und "normalen" Bildbearbeitungsprogrammen sowie zur Langzeitaufbewahrung von Fotos besonders geeignet.

Einige Kameras können bereits bei der Aufnahme TIFF erstellen, und auch wenn damit sicher nicht das Qualitätsniveau von RAW-Formaten erreicht wird, ist es sicher eine gute Alternative zur ausschließlichen Aufnahme von JPEGs.

PNG - Portable Network Graphics

Auch das durchaus verbreitete PNG-Format könnte RAW-Dateien teilweise ersetzen. Immerhin bietet es bis zu 16Bit Farbtiefe je Farbkanal sowie noch einmal 16Bit für den Alphakanal, der für die Darstellung von Transparenzen zuständig ist. Auch wenn es (wie TIFF) sicher RAWs völlig nicht ersetzen kann, bietet es sich wegen der verlustfreien Kompression als Austauschformat an. Die offene Spezifikation und die Lizenzfreiheit sind für Fotografen ebenso von Vorteil wie die Möglichkeit, Prüfsummen in die Datei zu integrieren und damit sicherzustellen, dass die Bilddaten nicht versehentlich verändert oder beschädigt worden sind.

Bei der Erstellung von PNGs ist im Zweifel darauf zu achten, dass das erstellende Programm auch die volle verfügbare Farbtiefe unterstützt, damit kein PNG mit nur 8Bit Farbtiefe entsteht und wertvolle Bildinformationen verloren gehen.

OpenRAW

Die deutsche OpenRAW-Initiative setzt sich dafür ein, dass die Hersteller digitaler Kameras die Spezifikationen ihrer RAW-Formate offenlegen. Die digitale Langzeitverfügbarkeit der Formate soll dadurch verbessert und dem Nutzer eine freie Wahl zwischen den RAW-Formaten gegeben werden.

RAW - oder "Warum sich der zusätzliche Aufwand digitaler Negative lohnt"

In diesem Artikel möchte ich eine Lanze für die Fotografie im RAW-Format brechen. Gerade Einsteiger stellen mir oft die Frage, warum es denn nötig sei, in RAW zu fotografieren, ob nicht JPEG auch ausreiche und monieren, dass man sich als Anfänger ja nicht mit zusätzlichem Aufwand belasten möchte. Auch ich habe viel zu lange nur JPEGs fotografiert und ärgere mich inzwischen darüber. Deshalb möchte ich die Chancen und auch die Nachteile beleuchten, die RAW-Formate mit sich bringen. Der Artikel wird streckenweise sicher ein bisschen technisch ausfallen, aber ich werde mir Mühe geben, alle Fachbegriffe einsteigerfreundlich zu erklären, damit am Ende auch ein Erkenntnisgewinn bleibt.

Was ist RAW?

Mit dem Begriff "RAW" (engl. "roh", englische Wikipedia) bezeichnet man die Rohdaten, die beim Fotografieren weitestgehend ohne Wandlungen aus dem Bildsensor ("Chip") der Kamera gelesen werden. Sie werden ohne Umwege in eine Datei geschrieben und enthalten alle Licht- und Farbinformationen, die der Chip messen kann. Daher bilden sie einen sehr großen Farbraum ab. RAW-Dateien sind jedoch üblicherweise auch spezifisch für den Bildsensor einer Kamera, so dass eine Speicherung (anders als bei pixelbasierten Formaten wie JPEG) exakt so erfolgt, wie die Messpunkte auf dem Chip angeordnet sind. Bei den Bayer-Sensoren, die heute in allen gängigen Kameras verbaut werden, sind 25% der Messpunkte auf dem Chip für rote, 50% für grüne und 25% für blaue Bildinformationen verantwortlich. Sie sind daher nicht gleichmäßig angeordnet, sondern in so einem charakteristischen Raster:

 

Bayer matrix
Bayer-Raster (Foto: Amada44 (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons)
 

Eine RAW-Datei enthält einen einleitenden "Dateikopf", Daten über den Bildsensor, Daten über das eigentliche Bild, ein Miniaturvorschaubild und die eigentlichen Bildinformationen.

Um aus der RAW ein gebräuchlicheres Format wie z. B. JPEG zu erzeugen, exportiert man die RAW-Datei in ein beliebiges Zielformat. Dazu benutzt man eine Software, die über einen RAW-Converter verfügt, wie z. B. Adobe Photoshop Lightroom oder Adobe Camera Raw. (Bei Fotocommunity.de gibt es eine Liste aller aktuellen RAW-Converter.) Der Exportvorgang ist damit das digitale Äquivalent zum Entwickeln von Filmnegativen, wie man es zu Zeiten der analogen Fotografie z. B. mit Roll- oder Diafilmen tat.

Beim Export der RAW-Dateien wird aus dem Rasterbild der Sensordaten, bei denen jeder Messpunkt nur eine Farbe hat, mittels mathematischer Verfahren ein Pixelbild errechnet ("Demosaicing"), so dass jeder Bildpunkt ("Pixel") Farbinformationen zu allen drei Grundfarben enthält. Die benachbarten Grundfarben und Helligkeitswerte werden interpoliert (also "qualifiziert geraten"). Dabei fließen alle in der RAW-Bearbeitung gesetzten Parameter mit in die Berechnung ein.

Auch wenn erst einmal alle Digitalkameras ihre Bilder im RAW-Format aufnehmen, war das Abspeichern von Aufnahmen im RAW-Format lange nur Spiegelreflexkameras der Premiumklasse vorbehalten. Inzwischen haben sie sich jedoch ihren Weg über die Mittelklasse, die Einsteigerklasse, die kompakten Systemkameras bis hinein in die Bridgeklasse gebahnt. Generell wird die Erstellung von RAWs jedoch häufiger unterstützt, je hochwertiger die Kamera ist. Einsteigerkameras und Smartphonekameras sind dagegen üblicherweise nicht in der Lage, RAWs zu schreiben.

 

"Nikon D70S CCD sensor" von camera_recycler bei Flickr
"Nikon D70S CCD sensor" von camera_recycler bei Flickr (CC BY 2.0)

 

Welche Formate gibt es?

RAW-Formate gibt es so viele, wie es Kameratypen gibt. Da jede RAW-Datei spezifische Daten des jeweiligen Sensortypen enthält, gibt es selbst bei Kameras aus der gleichen Familie eines einzigen Herstellers schon so große Unterschiede, dass man streng genommen nicht mehr vom gleichen Dateityp sprechen kann. Außerdem enthalten die RAW-Dateien einiger Hersteller (z. B. Panasonic) auch noch Informationen zur Korrektur von chromatischer Aberration (ein Abbildungsfehler, bei dem an Bildkanten lila oder grüne Farbsäume entstehen) oder andere Zusatzinformationen.

Grundsätzlich ist es jedoch so, dass die Hersteller jeweils ihr eigenes Überformat mit eigener Dateiendung spezifizieren, das dann die Daten ihrer unterschiedlichen Kameras aufnehmen kann. So verwendet Canon z. B. das .CR2-Format, Nikonkameras schreiben .NEF-Dateien und bei Sony kommt das SR2-Format zum Einsatz. Die meisten dieser Formate basieren zudem auf dem TIFF-Standard, der in der Welt der professionellen Fotografie weit verbreitet und bereits lange stabil ist.

Einen umfangreicheren Beitrag zu diesem Thema gibt es demnächst.

Welche Vorteile hat RAW?

Die Benutzung von RAW-Dateien hat viele Vorteile, für die es sich lohnt, den Mehraufwand in Kauf zu nehmen. Zum Einen ist da das Mehr an Bildinformationen: RAW-Aufnahmen speichern je Farbkanal (rot, grün oder blau) 4.096 Farben (bei 12Bit-RAWs) oder 16.384 Farben (bei 14Bit-RAWs). Demgegenüber bieten JPEGs nur 8 Bit bzw. 256 Farbabstufungen pro Farbkanal. Dadurch sind deutlich feinere Farbabstufungen möglich, mit denen man (in Grenzen) auch HDR-Effekte (High Dynamic Range / Bilder mit hohem Dynamikumfang) nachbilden kann. Außerdem kann man durch den größeren Dynamikumfang auch stark unterbelichtete Fotos besser korrigieren oder scheinbar überstrahlten Himmel noch "retten". Darüber hinaus hat man eine weitaus feinere Kontrolle über die Entwicklungsparameter. So kann man beispielsweise den Weißabgleich Kelvin-genau einstellen und die Schärfungsparameter von Hand setzen, statt sie der Automatik der Kamera zu überlassen. Dadurch bekommt man die bestmöglichen Ergebnisse aus dem Bildsensor, weil die Umwandlung in JPEG-Bilder erst auf dem PC passiert und nicht schon im wesentlich leistungsschwächeren Bildprozessor der Kamera. Kompressionsartefakte und Tonwerttrennung werden besser vermieden, die Pixelberechnung ist genauer.

WeißabgleichJPG

 

Weißabgleich im JPEG (+-100 Stufen, gesetzt auf Stufe -19)

 

WeißabgleichRAW

Weißabgleich im RAW (50.000 Stufen in Kelvin, gesetzt auf 4386K)

 

Außerdem kann die RAW-Datei als Datei mit einem beliebigen Farbraum exportiert werden, so dass sie z. B. für den professionellen Druck vorbereitet werden kann. JPEGs liegen dagegen meist im wesentlich kleineren sRGB-Farbraum vor, der längst nicht alle Farben der ursprünglichen RAW-Datei abbilden kann.

Welche Nachteile hat RAW?

Den Vorteilen der RAW-Dateien stehen natürlich einige Nachteile gegenüber. Der Speicherbedarf von RAW-Dateien ist ca. 4-6 Mal größer als der von JPEGs, was aber mit der verlustfreien internen Komprimierung teilweise kompensierbar ist. Außerdem wird mit dem technischen Fortschritt Speicherplatz immer billiger, so dass der wachsende Speicherbedarf kaum ein Problem darstellt. Bei meiner Canon EOS 550D (mehr Informationen bei www.dpreview.com) sind RAW-Dateien ca. 24 MB, die dazugehörigen JPEGs direkt aus der Kamera ca. 6 MB groß.

Dazu kommt natürlich der zusätzliche Umwandlungsaufwand, weil aus den RAW-Dateien JPEGs exportiert werden müssen.

Bei actionreichen Shootings muss man außerdem die langsameren Bildfolge bei Aufnahmen berücksichtigen, weil der Bildzwischenspeicher sich wegen der größeren Dateien schneller füllt. Wenn der Puffer voll ist, kann man für eine Weile keine weiteren Aufnahmen machen. (Wenn ein Bild aufgenommen wird, misst der Sensor die Helligkeitswerte der drei Grundfarben. Anschließend werden die Sensorwerte ausgelesen und in einen Zwischenspeicher ("Puffer") geschrieben, von wo aus sie als Datei auf die Speicherkarte geschrieben werden. Der Puffer ist nur für eine kleine Anzahl an Fotos dimensioniert, dafür aber sehr schnell beschreibbar und lesbar.) Schnellere Speicherkarten (z. B. SDHC Class 10 Karten) können diesen Nachteil teilweise ausgleichen, sofern die Kamera in der Lage ist, die Bilddaten schnell genug auf die Karte zu schreiben.

Fazit

Die RAW-Formate bieten qualitätsbewussten Hobbyfotografen und Profis mehr als genug Möglichkeiten, das Beste aus ihren Fotos herauszuholen. Dafür lohnt es sich, die Nachteile und den Zusatzaufwand in Kauf zu nehmen.

Fragen? Fragen! Entweder in den diversen sozialen Netzen, in den Kommentaren unter diesem Artikel oder persönlich bei der nächsten #DDnPic Nachtfototour (Nachlese zum ersten #DDnPic, Nachlese zum zweiten #DDnPic).

Zum Weiterlesen

Vielen Dank an @t4paulchen für's Korrekturlesen!